Praktikum in der Agenda – Politikstudent David Hahn im Interview

David Aljosha Hahn ist 20 Jahre alt und Student der Philosophie und Politikwissenschaften an der Universität Bremen. Im Rahmen seines Studiums hat er bei der AGENDA bedarfsgerechte Versorgung ein sechswöchiges Vollzeit-Praktikum geleistet.

Was hat dich bewogen, dein Praktikum bei der AGENDA zu absolvieren?

Die Agenda für bedarfsgerechte Versorgung hat mir die Chance geboten einen Einblick zu bekommen in realpolitische Arbeit eines gemeinnützigen Projekts. Die Entscheidung war auf jeden Fall die richtige, nicht nur weil ich hier vieles Interessantes sehe und lerne und mich selbst einbringen kann, sondern auch weil ich die Erkenntnis gewonnen habe, dass die „high politics“ nicht mein Arbeitsplatz werden wird.

Welche Erfahrungen hast du bisher sammeln können?

Erfahrungen konnte ich schon diverse sammeln. Neben der internen Arbeit und dem Austausch mit Hendrikje, Stephan und Magdalena waren verschiedenste Meetings mit Fachleuten aus der Praxis oder Politiker*innen in Agenda-Setzer- oder Entscheidungspositionen die wohl interessantesten Momente des Praktikums. Neben den internen und externen Meetings konnte ich in meinem eigenen Projekt (EU-Richtlinien zu Opferschutz und -entschädigung) schon vorhandenes Wissen und Können anwenden und in engem Austausch mit Stephan und Hendrikje eine Ausarbeitung dazu anfertigen.

Was waren deine Aufgaben, was hast du gemacht?

Wie gerade erwähnt, konnte ich bei allen Meetings dabei sein, einen Einblick also in alle Arbeitsbereiche der AGENDA gewinnen. Der Hintergrund meines eigenen Projekts zu den EU-Opferrechten ist, dass die EU-Kommission im Rahmen der neuen Strategie für die Rechte der Opfer von Straftaten 2020-2025 eine Initiative ins Leben gerufen hat, die die bestehenden Vorschriften zu Opferrechten neu auf den Tisch bringen soll. Die Problemlage besteht dabei einerseits in einer mangelhaften Umsetzung der Mitgliedsstaaten und einem erschwerten Zugang zu den Rechten für die Schutzbedürftigsten andererseits. Meine Arbeit bestand nun drin, den Status Quo zusammen zu fassen, zu schauen wie der Plan der Kommission aussieht und mit welchen Outcomes zu rechnen ist und dann ein eigenes Positionspapier anzufertigen, das als Stellungnahme im Namen derer, die aktuell keinen Schutz, keine Unterstützung, keinen Zugang zu Recht oder Entschädigung haben, an die Europa-Politik geht.

Welche Erfahrung in der AGENDA fandest du gut und auf welche hättest du gerne verzichtet?

Es gab kaum Erfahrungen, die nicht in irgendeiner Hinsicht gut waren. Manche Erfahrungen aber haben bestehende Meinungen und Ansichten über die Politik mancher Parteien oder die Arbeitsweise in manchen Institutionen bestätigt. Ob selbstbeweihräuchernde oder unvorbereitete Politiker*innen, ausbremsende und vorsichtig kalkulierende Beamte oder Beschäftigte – manches hat mir nochmal verdeutlicht, wie anstrengend und starr Realpolitik doch ist. Umso wichtiger sind engagierte Menschen, die die Politik verändern wollen, ob von innen oder von außen.

Vollende bitte folgende Sätze:

Wäre ich Bundeskanzler, dann würde ich versuchen so viel wie möglich zu verändern, sodass die Gesellschaft selbst sich hin zu einer gerechteren wandelt, die nicht mehr auf dem Leistungsdogma aufbaut und Klassen- und Geschlechterwidersprüche überwunden hat.

Mein Lieblingsgedicht ist Aufbruch der Jugend von Ernst Wilhelm Lotz, weil es gleichsam poetisch und unpoetisch im traditionellen Sinne eine unfassbare Kraft und Hoffnung in die Worte legt, sodass ich mich immer wieder in einem Rausch wiederfinde.

Für meine Generation wünsche ich mir auf politischer Ebene, dass in den außerparlamentarischen Bewegungen theoretisches und praktisches Wissen stärker verknüpft werden, eine größere Kompromisslosigkeit Einzug erhält und die internationale Vernetzung ohne hierarchische Strukturen wieder stärker in den Fokus rückt.

Für meine Zukunft stelle ich mir vor, dass sie meine möglichen Vorstellungen übertrifft. Sowohl in Bezug auf mein persönliches Leben als auch auf die Gesellschaft bezogen.

 

Das Team der AGENDA dankt David für seine wertvolle Arbeit und seinen Einsatz für eine bedarfsgerechte Versorgung.

 

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